Historie

Unsere Genossenschaft blickt auf eine mehr als einhundertjährige Geschichte zurück. Sie hat damit unter Beweis gestellt, dass sie – gleich in welcher gesellschaftlichen Ordnung, auch in Krisen und sogar Kriegen – in der Lage ist, das Eigentum ihrer Mitglieder zu schützen und bestenfalls zu mehren.

Hier die Entwicklung im Überblick:

Am 24. Juni 1913 wurde die Baugenossenschaft Gartenstadt e.G.m.b.H. gegründet, eine jener Genossenschaften, aus denen später unsere WBG Zukunft eG hervorging. Ziel war es,  preiswerten Wohnraum für Erfurter Bürger mit geringem Einkommen zu schaffen. 

Die ersten Reihenhäuser der Genossenschaft entstanden noch vor dem 1. Weltkrieg nördlich der Binderslebener Landstraße. Sie wurden zum Vorbild auch für die später errichteten Gebäude in der Tiergartensiedlung. Die Baukosten beliefen sich auf 15 Mark pro Kubikmeter umbauten Raumes und waren auch für damalige Verhältnisse relativ niedrig. Weil die gesamte Wirtschaft auf Krieg umgestellt wurde, mussten ab 1916 alle zivilen Bauvorhaben eingestellt werden. 

1917 entwickelte Polizei-Bauinspektor Boegl das Projekt einer gemeinnützigen Siedlung im Erfurter Tiergartengelände. Den Ausgangspunkt bildete der Mangel an Wohnungen für die Arbeiter, die in den Industriebetrieben im Norden der Stadt tätig waren. Für sie sollten „gesunde und zweckmäßige” Wohnungen mit Gartenanteil errichtet werden.

Am 14. Januar 1918 wurde die Tiergarten-Siedlungsgenossenschaft m.b.H. Erfurt gegründet. 

1919 begann die Errichtung der ersten Häuser auf dem Tiergartengelände. Bauherr war die Kleinwohnungsbaugesellschaft m.b.H. Erfurt, an der neben der Tiergarten-Siedlungsgenossenschaft auch Erfurter Unternehmer beteiligt waren. 1927 wurden in der Tiergartensiedlung weitere 24 Wohnungen fertiggestellt, in den Jahren 1928 bis 1930 nochmals  57. Nach Beendigung der einzelnen Bauabschnitte übernahm die Genossenschaft jeweils die Häuser und sicherte damit deren gemeinnützige Verwertung. Grundstücksspekulanten blieben so außen vor.

Auch in der Zeit des Nationalsozialismus wurden im Tiergartenviertel Häuser errichtet, auch Kriegsgefangene waren bei den Arbeiten eingesetzt worden.

Die Baugenossenschaft Gartenstadt und die Tiergarten-Siedlungsgenossenschaft fusionierten am 18. Juni 1958 zur GWG Tiergarten-Gartenstadt. Sie beschränkten sich nicht auf die Pflege des Wohnungsbestandes, sondern errichteten neue Gebäude, z.B. im Wermutmühlenweg und Am Studentenrasen. 

Um trotz des allgemeinen Ressourcenmangels schnell neuen Wohnraum zu schaffen, erlässt die DDR-Regierung am 10. Dezember 1953 die Verordnung über die Gründung von Arbeiterwohnungsgenossenschaften (AWG). Ziel ist es, „den Wohnungsbau beträchtlich zu erweitern”, und zwar „unter Berücksichtigung höchstmöglicher Eigenleistungen“. 

Schon bald nach der Gründung der AWGs beginnen an der Friedrich-Engels-Straße und an der Eislebener Straße die Bauarbeiten. Zwischen 1955 und 1960 entstehen dort durch die Vorgänger-AWG der WBG Zukunft eG insgesamt 192 Wohnungen. Die Häuser werden noch in konventioneller Bauweise errichtet, wobei die Genossenschaftler hohe Eigenleistungen einbringen. 

Am Johannesplatz entsteht ab 1963 die erste Plattenbausiedlung Erfurts mit rund 3.300 Wohnungen und einer eigenen Infrastruktur von der Kaufhalle bis zum Schwimmbad. Gebaut wird in fünf, elf und sechzehn Geschossen. Alle Wohnungen sind fernbeheizt – ein Novum in Erfurt. 

Die Vielzahl von AWGs wird für den industriellen Wohnungsbau zunehmend zum Problem. Für Plattenbauweise im großen Stile sind sie zu klein. Die Umsetzung des ehrgeizigen Wohnungsprogramms, das 1971 gestartet wird, erfordert große, schlagkräftige Genossenschaften, die die Vorgaben effizient umsetzen können. So werden die kleinen AWGs zu Fusionen angehalten.

Am 1. Januar 1975 fusionieren die AWGs Energie (sie übernahm bereits im April 1973 die AWG Erfurter Verkehrsbetriebe), Deutsche Post und Clara Zetkin zur AWG Zukunft zusammen, die dann über 1568 Wohnungen verfügt. Drei Jahre später stößt die AWG Pressen- und Scherenbau hinzu, 1982 die GWG Tiergarten-Gartenstadt. 

In den 70er-Jahren expandiert die Stadt Erfurt nach Norden, es entstehen die Wohngebiete Rieth, Nordhäuser Straße und Roter Berg nach dem Vorbild des Johannesplatzes. Bis 1983 steigt der Bestand der AWG Zukunft auf 7521 Wohnungseinheiten, gegenüber 1975 ist das beinahe eine Verfünffachung. 

1981 wird die Bebauung des Erfurter Nordens zunächst abgeschlossen. Verwaltung, Betreuung und Erhaltung der bestehenden Wohnungen sind jetzt geboten. Doch der Kampf um das knappe Material und so genannte „Bilanzanteile” machen schwer zu schaffen. Die Klagen über Baumängel häufen sich, es gibt kaum eine Möglichkeit, sie in angemessener Zeit zu beheben.

In den 90er-Jahren startet die WBG Zukunft eine umfassende Sanierungsoffensive. Fassaden werden gedämmt, neue Fenster und Türen eingebaut und moderne Heizungsanlagen installiert u.v.a.m.

2012 ging die WBG Zukunft über die Modernisierung und Erhaltung ihres Wohnungsbestandes hinaus und kaufte die Gebäude in der Ritschlstraße und ein angrenzendes Baugrundstück. 2014 ensteht ein neues Gebäude auf dem erworbenen Grundstück. 

Derzeit befindet sich unsere Genossenschaft erneut in einem Beantragungsverfahren für neue Häuser auf einem Grundstück Am Roten Berg.